Wasserkessel vs Teekanne aus Gusseisen
Ein Wasserkessel aus Gusseisen (Tetsubin) ist im Gegensatz zu einer Teekanne aus Gusseisen (Tetsubin Kyusu) innen nicht beschichtet (Emaille, Kunststoff oder Lack). Es gelten für ihn also andere Anwendungsmöglichkeiten und Pflegehinweise. Im Inneren sorgt eine spezielle Hitzebehandlung des Gusseisens bei der Fertigung (Kamayaka-Verfahren) für eine anfängliche Rostschutzversiegelung. Im Laufe der Zeit bildet sich eine mineralisch weiße Patina, die einen weiteren Schutz bildet und trotzdem noch einen direkten Kontakt des Wassers mit dem Eisen zulässt. Dadurch wird bei regelmäßiger, jahrelanger Nutzung der Charakter und Geschmack des Tetsubins besser und er ist weiter vor Rost geschützt. Aufgrund der besonderen Materialien und Fertigung gilt es spezielle Pflegehinweise zu beachten:
Erster Gebrauch des Tetsubins
Vor dem erstmaligen Gebrauch sollte die Teekanne nur zu mindestens 50% bis maximal 80% (am besten zu 2/3) mit Wasser gefüllt und langsam zum Kochen gebracht werden. Schütten Sie das Wasser danach weg und wiederholen Sie diesen Prozess direkt hintereinander einige Male. Handelt es sich um einen Induktionsherd, dann verwenden Sie eine möglichst kleine Leistungsstufe. Ansonsten würde der Wasserkessel zu schnell erwärmt werden und zu sehr verschleissen. Auf diese Weise beseitigen Sie den neuen Geruch des Tetsubins. Riecht der Kessel auch nach der Prozedur noch unangenehm, dann reiben Sie ihn mit aufgegossenen Grünteeblättern oder Ingwer aus und spülen Sie sie erneut mit warmen Wasser Danach lassen Sie die Kanne offen trocknen, solange sie noch warm ist, oder nutzen Sie sie direkt für die Teezubereitung.
Richtige Anwendung und Erhitzen des Wasserkessels
Im Gegensatz zu einer Teekanne aus Gusseisen besitzt ein Wasserkessel aus Gusseisen (Tetsubin) keine Innenbeschichtung (Emaille, Kunststoff oder Lack) gegen Rost. Die Innenbeschichtung einer Teekanne und ihr Gusseisen dehnen sich beim Erhitzen unterschiedlich aus, was zur Rissbildung führen kann. Deshalb dürfen gusseiserne Teekannen nicht auf einem Herd oder einer Flamme direkt erhitzt werden. Bei Wasserkessel ohne Beschichtung (Tetsubin) ist dies anders. Sie sind speziell für das Erhitzen auf einem Herd oder auf offener Flamme gebaut. Dabei gilt es jedoch einige wichtige Faktoren zu beachten:
Nie ohne Wasser erhitzen
Erwärmen Sie den Tetsubin niemals ohne dass er ausreichend Wasser enthält. Dies könnte schnell zu Rissen, aber in jedem Fall zu einem großen Verschleiß führen. Befindet sich zu wenig Wasser im Kessel, erhitzt er sich schnell über 100°C. Besonders die von Hand mit Urushi-Lack versiegelten Stellen im Kessel werden dadurch beschädigt. Der bei der Fertigung dadurch abgedichtete Tetsubin wird undicht. In der Regel geschieht dies als Erstes mit den drei versiegelten runden Stellen am Boden des Wasserkessels, die bei der Fertigung für das Einfüllen des Gusseisen und der Befestigung der Form durch Nägel benötigt wurden.
Kein kaltes Wasser im erhitzten Zustand einfüllen
Noch schlimmer ist es, wenn Sie den Kessel ohne oder mit zu wenig Wasser erhitzt haben und anschließend kaltes Wasser hineinschütten. Die Temperatur des Gusseisens würde auf deutlich über 100°C steigen. Das schnelle Zusammenziehen des Materials durch das kalte Wasser würde massiven Stress und ggf. eine starke Beschädigung für den Kessel bedeuten.
2/3 Wasserfüllhöhe
Füllen Sie nie zu viel Wasser ein, d.h. bleiben Sie immer leicht unter der maximalen Höhe des Aufgusses. Etwa 80% des Fassungsvermögens wird in der Regel als maximale Füllmenge empfohlen. Ist der Kessel zu gefüllt, kommt das Wasser zu nahe an die weniger geschützten Stellen. Noch wichtiger aber ist es, den Kessel nie mit wenig Wasser zu erhitzen. Das Material wird sonst unbotmäßig durch eine zu schnelle Erhitzung belastet und die Haltbarkeit deutlich reduziert. Es können sogar Risse auftreten, die die Kanne unbrauchbar machen. Man sollte den Tetsubin daher möglichst nicht mit weniger als 50% des Fassungsvermögens betreiben. Am besten ist es, wenn man den Tetsubin etwa zu 2/3 befüllt.
Kleine Hitze
Verwenden Sie nur eine möglichst mäßige Hitze (speziell bei Induktion und Gas), da sonst das Material mit der Zeit zu sehr leidet. Dies gilt umso mehr für die edlen Tetsubins aus Eisensand (Satetsu-Tetsubins). Das Warmstellen auf einer Heizung oder einem Kachelofen ist hingegen problemlos auch über eine längere Zeit möglich.
Nur langsam Erhitzen
Erhitzen Sie den Tetsubin nur möglichst langsam. Jeder handgefertigte Tetsubin wird beim Guss durch 2 Nägel am Boden fixiert. Nach dem Guss werden diese Löcher durch ein Gemisch aus Eisensand und Urushi (Pflanzensaft des Lackbaums) versiegelt. Diese Materialien erhitzen sich schneller als der Kessel. Durch die unterschiedliche Ausdehnung könnten bei zu schneller Erwärmung Risse entstehen. Entsprechend sollte er auch nur erhitzt werden, wenn sich ausreichend Wasser darin befindet.
Induktion, Gasherd, offene Flamme
Tetsubins eignen sich grundsätzlich auch für den Betrieb auf Induktions-, Gasherd und offenem Feuer. Für alle, die den gusseisernen Wasserkessel auf diese Weise erhitzen möchten, finden sich detaillierte Informationen im Beitrag Wasserkessel aus Gusseisen geeignet für Herd, Induktion und Gas.
Richtige Kochdauer für das Wasser
Eine Minute köcheln
Sobald das Wasser kocht, reduzieren Sie die Hitze und lassen es nur noch leicht für etwa 1 Minute köcheln. Es ist für das Wasser wichtig, dass der ganze Tetsubin voll erhitzt ist. Dann ist das Wasser für die Zubereitung von Tee bereit. Teekenner werden das so gekochte und im Geschmack verbesserte Wasser nun in einen Yuzamashi, ein Tongefäß zur Abkühlung des Wassers, geben. Nach einiger Zeit besitzt es die gewünschte Aufgußtemperatur. Der Yuzamashi sollte aus dem Ton bestehen, der am besten zum Tee passt, da das Wasser schon hier mit dem Ton reagiert. Vom Yuzamashi wird es dann in die japanische Seitengrifkanne (Kyusu) aus Naturton mit integriertem Keramiksieb auf die sich darin befindlichen Teeblätter aufgegossen. Die Kyusu sollte ebenfalls aus einem zu dem Tee passenden Ton bestehen.
30 Minuten = Eisenlieferant
Ist das Wasser zur Versorgung mit hoch bioverfügbaren Eisen und nicht für Teewasser gedacht, empfehle ich es für etwa 30 Minuten ganz leicht köcheln zu lassen. Achten Sie darauf, dass die Füllhöhe ausreichend gewählt wurde. Danach ist es trinkfertig. Schütten Sie das Wasser nun komplett in ein anderes Gefäß, solange der Tetsubin noch heiss ist und dadurch gut trocknen kann. Er ist nicht für das längere Aufbewahren von Wasser geeignet. Verwenden Sie solch länger gekochtes, eisenhaltiges Wasser nicht für den Tee. Es würden den Geschmack nicht mehr wie bei kürzerer Kochzeit deutlich verbessern, sondern verschlechtern.
Vorsicht beim Ausgiessen des Wassers
Vorsicht beim Berühren oder Abnehmen des Deckels, da er sehr heiß wird und heißer Dampf nach oben entweichen kann. Legen Sie beim Ausgiessen des Wasser ein dickes Tuch auf den Deckel und fixieren ihn so mit einer Hand, während Sie mit der anderen Hand den Henkel halten und somit den Kessel nach unten kippen können. Der Henkel ist so gebaut, dass er sich nicht zu stark erhitzt und ohne Tuch berührt werden kann. Stellen Sie den Tetsubin nach dem Ausgiessen nicht mehr zurück auf den angeschalteten Herd, da er sonst zu hoch erhitzen und damit das Material leiden könnte.
Richtige Pflege nach dem Gebrauch
Wasser ganz ausschütten
Schütten Sie nach dem Gebrauch sämtliches Wasser aus der Kanne. Der Tetsubin trocknet wesentlich schneller, wenn er nach dem Ausschütten noch heiss ist. Nutzen Sie einen unbeschichteten Tetsubin nicht für die Aufbewahrung von Wasser. Er könnte sonst rosten.
Trocknen mit offenem Deckel
Lassen Sie nach Gebrauch den Tetsubin mit offenem Deckel ruhen und trocknen. Möchte man Flecken und insbesondere Rost vermeiden dann sollte der Tetsubin bei der Trocknung ausreichend warm / heiß sein. Ist das nicht der Fall, dann kann man ihn wieder mit Wasser auffüllen, erhitzen und anschließend direkt zur Trocknung entleeren. Zur Not kann man aber auch einen Fön, oder einen kleinen Blasebalg, z.B. aus der Fototechnik, verwenden. Dies ist aber eigentlich mühselig und nicht nötig. Verwenden Sie im Inneren des Kessels nie Tücher, keinen Putzschwamm und schon gar keine harten Gegenstände. Sonst beschädigen Sie die Oberfläche und wischen die vorteilhafte Patina ab.
Nicht innen reinigen
Säubern Sie nicht das Innere des Tetsubins, auch nicht mit einem Küchentuch. Wischen oder Schrubben Sie innen in keiner Weise. Dadurch würde nur die vorteilhafte Tee-Patina verloren gehen. Putzmittel, Spülmittel oder ähnliches würden in dem porösen Gusseisen haften bleiben und es geschmacklich belasten.
Manche Nutzer wundern sich gerade nach den ersten Wochen, dass sich am Boden des Kessels kleine rote Punkte bilden. Säubern Sie diese ebenfalls nicht. Es handelt sich um eine Ablagerung und Reaktion auf Mineralstoffe im Gusseisen, die zur vorteilhaften Patina beitragen. Es kann sich aber auch um etwas Rost handeln, da sich die weiße rostschützende Patina erst nach etwa 6-12 Monaten voll gebildet hat.
Der Rost ist ebenfalls unbedenklich und wird nicht behandelt. Nach einigen weiteren Wochen bilden sich zudem weiße Flecken am Boden. Hierbei handelt es sich ebenfalls um positive mineralische Ablagerungen. Diese verbessern nicht nur den Geschmack, sondern schützen auch vor Rost.
Im Laufe der Zeit kann diese Patina recht dick werden und schützt den Kessel vor Rost und trägt auch zur Geschmacksverbesserung bei. Ignorieren Sie gutgemeinte Tipps, das Innere des Kessels mit Öl oder anderen Fetten auszuwischen. Dieses würde beim Altern stören und dabei einen sehr nachteiligen Geschmack auf den Kessel geben. Lassen Sie den Tetsubin nie mit Salz oder Öl in Berührung kommen.
Gebrauchte Tetsubins: Mit der Zeit Rost?
Im Laufe der Jahre sollte ein gut gepflegter Tetsubin außen keinen Rost aufweisen bzw. durch eine regelmäßige Pflege mit einem feuchten weichen Tuch sowie dem Abreiben von beginnenden kleinen Roststellen mit kurz aufgegossenen grünen Teeblättern eine schöne Oberfläche aufweisen (siehe unten).
Im Inneren sollte, wenn überhaupt, nur eine dünne Rostschicht oder Rostpunkte vorhanden sein. Dicke Rostschichten weisen auf einen falschen Umgang hin. Dies beinhaltet insbesondere das Stehen lassen von Wasser und eine mangelnde Trocknung.
Was tun bei Rost im Wasserkessel?
Sollte Wasser in einem Tetsubin etwas länger stehen, wird er anfangen an einigen Stellen zu rosten. Der Rost ist zwar nicht gesundheitsschädlich, belastet aber den Körper leicht und trägt nicht zu einem guten Teegeschmack bei. Der Rost sollte aber trotzdem nie durch Kratzen, Scheuern oder mit Reinigungsmitteln entfernt werden! Das würde die Patina und die Oberfläche des Tetsubins beschädigen.
Ein natürlicher Weg den Rost wieder zu reduzieren ist folgender Trick: Geben Sie einige Teelöffel noch nicht aufgegossenen grünen Tees in den Kessel, füllen Sie den Kessel auf etwa 2/3 des Volumens mit Wasser und kochen Sie das Ganze langsam auf. Lassen Sie es solange köcheln bis das Wasser auf etwa 20% reduziert wurde. Schütten Sie den Tee und das restliche Wasser weg. Wiederholen Sie diesen Vorgang drei Mal. Der Rostvorgang sollte nun gestoppt sein. Die Antioxidantien des grünen Tees machen das gleiche mit dem Rost, wie mit den Oxidantien in unserem Körper, sie entschärfen diese.
Rost an der Aussenseite des Wasserkessels entfernen
Auch Roststellen an der Außenseite eines Tetsubins können mit grünen Teeblättern entfernt werden. Erwärmen Sie als Erstes den Wasserkessel indem Sie ihn zu 2/3 mit Wasser füllen und es langsam aufkochen. Verwenden Sie dann nur kurz aufgegossene noch nasse Teeblätter und reiben Sie diese solange auf den Roststellen, bis sie beseitigt sind. Dazu kann der nasse Tee auch in ein dünnes weiches Tuch gepackt und durch Pressen sichergestellt werden, dass der grüne Teesaft beim Reiben austritt. Auf diese Weise kann man auch den ganzen Kessel abreiben und ihn von Zeit zu Zeit wieder zum alten Glanz verhelfen.
Satetsu Tetsubin mit Zeitungspapier polieren
Auf Hochglanz polierte Satetsu Tetsubins glänzen silbern und zeigen eine wunderschöne Oberfläche. Verliert der Tetsubin seinen Glanz mit der Zeit, kann man ihn mit Zeitungspapier wieder vorsichtig aufpolieren. Anschließend sollte er mit warmen Wasser gereinigt werden, da Zeitungspapier meist mit mineralölhaltigen, schädlichen Farben bedruckt wird.
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