Bancha Tee ist die zweithäufigste Grünteesorte Japans
Bancha bedeutet auf japanisch (番茶) gewöhnlicher Tee, für „ban“ gewöhnlich und „cha“ für Tee. Er stellt die nach Sencha (fast 80%) am zweitmeisten getrunkene Grüntee-Sorte in Japan (etwa 10% der Produktionsmenge).
Namensherkunft: Alltagstee oder später Tee
Für die Herkunft seines Namens existieren zwei unterschiedliche Erklärungsansätze. Zum einen bedeutet das japanische Wort „ban“ (jap.: 番), wie oben erläutert, etwa „alltäglich“ und „gewöhnlich“ und wird in Wörtern wie Bangasa (japanischer Schirm aus Bambus und Washi-Papier) und Obanzai (zu Hause Kochen in Kyoto) genutzt. Der Alltags-Charakter dieses Tees könnten ihm also zu seinem Namen verholfen haben. Einer anderen Theorie zufolge stammt der Name daher, dass für die Ernte des Tees meist ältere und gröbere Blätter verwendet werden. Die zweite Bedeutung von „ban“ (jap.: 晩; gleiche Aussprache, aber anderes Schriftzeichen) im Japanischen ist „spät“ und deutet auf die späte Ernte hin. Im gleichen Sinne wird das „ban“ auch in den Begriffen Ichibancha (erste Ernte), Nibancha (zweite Ernte) und Sanbancha (dritte Ernte) verwendet.
Ursprünge des Bancha
Der Überlieferung nach entsprach der Großteil der Tees bis zur Mitte der Edo-Periode dem Bancha-Tee, wie wir ihn heute verstehen. Erst durch technische Weiterentwicklungen und spätere Standardisierungen entstand der verfeinerte Sencha und andere Grünteesorten. Daher bestehen noch heute viele verschiedene Formen der Bancha-Produktion, vor allem gekennzeichnet durch regionale Unterschiede: vom simplen Trocknen der geernteten Blätter bis hin zum Rösten und über Jahre gereiften Varianten, die mehr chinesischen Tees ähneln.
Banchas: Akibancha, Yanagi, Meban, Hojicha, Sannenbancha
Die Bezeichnung Bancha besitzt in Japan zudem je nach Region unterschiedliche Bedeutungen. Im östlichen Teil Japans (Einzugsgebiet Tokyo) gebraucht man den Namen für den im Herbst geernteten Grüntee gröberer Blätter, was dem Akibancha (秋番茶) entspricht (Herbstbancha). Im westlichen Japan (z.B. Einzugsgebiet Kyoto mit Uji) bezieht sich der Begriff eher auf gerösteten Grüntee, auch unter dem Namen Houjicha oder Hojicha bekannt (siehe am Ende des Artikels). Dieser wird ebenfalls aus größeren Blättern der Teepflanze hergestellt, die etwas später geerntet werden. Diese Teeblätter tragen vor der Röstung zum Houjicha den Namen Yanagi (auch Aoyagi gerufen). Höchste Bancha-Qualitäten, die aus jungen Zwischenernten von jungen Blättern und Knospen gewonnen werden, nennt man Meban (siehe die Erläuterung weiter unten)
Bancha-Begriff außerhalb Japans
Außerhalb Japans versteht man allgemein unter Bancha einen Grüntee der späteren Ernte, meist ab der 3. Ernte (ab Sommer), bis hin 4., 5. und zur Winterernte. Senchas werden hingegen aus der ersten Ernte im April / Mai und aus der zweiten Ernte danach gewonnen und immer gerollt (Banchas werden meist nicht gerollt). Als Meban bezeichnet man die höchsten Qualitäten, aus jungen Blättern und Knospen. Unter Hojicha versteht man geröstete Banchas. Drei Jahre gereifte und geröstete Banchas (nur bodennahe Blätter und Stängel der spätesten Ernten) heissen Sannenbancha.
Qualitäten von Bancha
Bancha ist in Japan äußerst beliebt als einfacherer Alltags-Tee, vor allem nach dem Essen bzw. zur besseren Verdauung, besitzt deutlich weniger Koffein als Sencha oder gar Gyokuro, ist somit auch für koffeinsensible Menschen verträglicher und kann auch besser abends getrunken werden. Nur für stark koffeinsensible Menschen ist die Sorte Karigane / Kukicha oder der 3 Jahre gereifte und geröstete Sannenbancha (fast ganz koffeinfrei) abends noch besser geeignet. Siehe dazu auch den Beitrag Koffein in mg im Vergleich verschiedener Sorten. Welche Qualitäten von Bancha existieren im Markt und wie erkennt man sie?
Niedrigste Qualitäten: gröbste, alte Blätter
Die niedrigsten Qualitäten von Bancha werden aus einer Mischung (Blend) der verschiedenen Ernten, verschiedenster Teefelder und -farmer, verschiedener Regionen hergestellt. Solche Banchas tragen also keine klare Ortsbezeichnung, keine eindeutige Ernte und keine klare Herkunft in den Produktinformationen. Der Stängelanteil ist meist recht groß und die Blätter sind äußerst grob, brüchig, trocken und blass in der Farbe. Man erkennt diese Qualität leicht an ihrem metallischen, säuerlichen Geschmack. Manchmal geben Anbieter auf Ihren Verpackungen nicht einmal die Grünteesorte und das Herkunftsland an, sondern nennen nur „Grüner Tee“ als Produktinformation. Diese Billig-Banchas aus Japan sind in Machart und Qualität fast identisch mit den billigsten undefinierten Grüntees aus China, die die westlichen Märkte als loser Tee und insbesondere auch als Teebeutel geradezu überschwemmen. Und einige Anbieter verpacken diese Minder-Qualitäten selbst ganz ohne Information und verkaufen den Tee sogar deutlich überteuert, einfach als gesunden „Grüntee“. Leider machen all diese schlechten Bancha-Qualitäten den Großteil des Grüntee-Angebots im Markt aus, denn sie sind mit Abstand am billigsten im Einkauf und in riesigen Mengen erhältlich. In gesundheitlicher Sicht, sind diese metallischen, säuerlichen Grüntees absolut inakzeptabel. Ich erachte sie sogar als unharmonisch und schädlich für die Gesundheit. Immer wieder erreichen mich Leserzuschriften, die davon berichten, bestimmte Tees getrunken zu haben und davon Übelkeit, Kopfschmerzen, bis hin zum Erbrechen erfahren zu haben. In meinen Tee-Tests (siehe rechte Spalte oben) bewerte ich solche Tees <79% und damit als nicht empfehlenswert. Banchas, die in den Tests etwas besser liegen, aber immer noch recht geringe Qualität besitzen (<90%, obere Einsteiger-Kategorie), schmecken typischwerweise dann nicht mehr metallisch sauer, sondern fast wässrig, extrem mild, ohne Charakter und gesundheitlich recht kraftlos, aber eben auch nicht schädlich. Sie finden sich häufig in größeren Teebeutel-Marken.
Mittlere Qualität: gute Mischung aus verschiedenen Ernten
Für die mittleren Qualitäten werden auch durchaus Blends verschiedener Ernten verwendet. Der Unterschied ist, dass hier die Qualität der Teepflanzen und des Terroirs einfach höher ist. Auch ist typischerweise ein signifikanter Anteil der jungen Ernten enthalten. Diese Qualitäten erkennt man an dem deutlich feineren, saftigeren Teeblatt (zwischen Sencha erster Pflückung und einem Bancha niedriger Qualität), einer dunkelgrüneren Farbe und einem geringeren Stängelanteil. Der Geschmack eines solchen Banchas ist deutlich milder als der eines Sencha und mit deutlich weniger Charakter, aber zugleich sehr süffig, leicht süß und mineralisch / basisch zugleich. Diese Banchas erreichen typischerweise ein Testergebnis zwischen etwa 87% und 91% (Anfang der Premium-Kategorie).
Höchste Qualität: Meban – junge Zwischenernte
Hohe Qualitäten zeichnen sich durch folgende wesentliche Kriterien aus: Signifikanter Anteil junger Ernten, besonders aus der Zwischenernte zwischen 1. und 2. Ernte, höher gelegene, feinere Blätter, anstelle der unteren, gröberen Blätter. Banchas, die nach der ersten Ernte (meist zwischen erster und zweiter Ernte) gepflückt wurden und vorwiegend Knospen und junge Blätter enthalten, werden Meban gerufen (jap.: 芽番, von Me (芽) für Knospe und Ban als Kurzform für Bancha (番)). Man erkennt sie an dem relativ dünnen Blatt, die fast wie Sencha-Nadeln aussehen, eine kräftige dunkelgrüne Farbe besitzen und nicht zu trocken sind. Der Geschmack eines Meban ist deutlich exquisiter als eines Banchas aus späterer Ernte . Im Vergleich zum Sencha erster Ernte ist er hingegen weniger potent, edelbitter und weniger kräftig, dafür zeigt er aber eine schöne Milde, weniger Koffein, geringere Intensität und eine sehr schöne mineralisch / basische Note. Solche Banchas entfalten auch einen sehr schönen Geschmackskörper und interessante Geschmacksnuancen.
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Vergleich Bancha und Sencha
Der Sencha ist mit fast 80% der japanischen Produktionsmenge die dominierende Grünteesorte. Von ihm gibt es eine enorme Qualitätsbandbreite, von niedrig bis absolute Spitzenklasse. Die besten Senchas halten selbst den Gyokuro-Qualitäten stand. Aber der Charakter, Geschmack, Inhaltsstoffe und Wirkung des Sencha sind im Vergleich zum Bancha äußerst verschieden und haben eher wenig mit ihm gemeinsam. Das liegt daran, dass Sencha aus den jungen Ernten gewonnen wird und Bancha aus späteren Ernten. Diese besitzen andere Inhaltsstoffe. Daraus ist aber auch ersichtlich, dass Sencha aus später Ernte (meist 2. Ernte) und schlechteren, gröberen Blättern einem Bancha aus später Ernte recht ähnlich ist. Genauso ist ein Meban (Bancha jüngerer Ernte und aus feinen Blättern und Knospen) einem milden Sencha erster Pflückung ähnlich, wenn auch milder. Übrigens, Bancha wird meist nicht wie ein Sencha gerollt. Daher gibt er im Aufguss seine Inhaltsstoffe weniger schnell und gut ins Teewasser, was dieser milderen Teesorte gut zu Gesichte steht.
Gesunde Wirkung von Bancha
Der Bancha hat gegenüber dem Sencha und auch dem Gyokuro eine geringere allgemeine gesundheitliche Wirkung, spielt aber dafür eine umso wichtigere Rolle für die folgenden Bereiche:
- Hervorragende Ergänzung von Sencha, Gyokuro und Matcha für den Yin/Yang-Ausgleich und mit speziellen anderen Inhaltsstoffen.
- Guter Versorger für Mineralstoffe / Spurenelemente und insbesondere Eisen (besonders geeignet für Vegetarier /Veganer und Frauen in der Menstruation)! Siehe dazu den Beitrag Grüner Tee und Eisenmangel. Guter Bancha verfügt über eine ausreichende Menge an 30 bis 40 der ungefähr 50 seltenen Spurenelemente, die der Körper benötigt. Vor allem besitzt er über relativ hohe Mengen bestimmter Mineralstoffe. Mit etwa 38 mg Eisen / 100g Tee ist der Bancha einer der eisenhaltigsten Lebensmittel.
- Sehr gute Wirkung auf die Verdauung durch die zahlreichen und intensiven Gerbstoffe (verdauungsanregend und hilft leichter zu verdauen).
- Bancha ist stark basisch und wirkt sehr entsäuernd!
- Bancha eignet sich auch zum Trinken bei sensiblen Magen- und Darmschleimhäuten (im Gegensatz zu Sencha und Gyokuro), besitzt sogar eine positive Wirkung auf diese.
- Im Vergleich zu Sencha / Gyokuro weniger als die Hälfte an Koffein, aber noch mehr als doppelt so viel wie Kukicha / Karigane.
- Für Schwangere und Stillende eher geeignet als Sencha oder Gyokuro (siehe dazu Koffein in der Schwangerschaft).
Bancha bei Pilzinfektionen
Bancha besitzt eine deutliche antimykotische Wirkung und gilt in Japan als altes Hausmittel gegen Pilze. Er kann zur Milieuverbesserung als Kur getrunken werden und dient auch für Waschungen auf der Haut, oder als Einläufe in die Scheide. Weitere Details zur Anwendung entnehmen Sie bitte dem Beitrag Bancha bei Pilzinfektionen.
Inhaltsstoffe des Bancha
Die besonderen Inhaltsstoffe des Bancha und damit auch seine spezielle Wirkung im Vergleich zu den anderen Grüntee-Sorten gehen hauptsächlich auf die späte Ernte und die verwendeten groben Blätter und den Anteil an Stängeln zurück. Für die Bancha-Ernte werden vorwiegend nur Blätter genommen, die nach der Ernte des Sencha nachwachsen. Diese sind gröber und haben einen mineraligeren und erdigeren Charakter. Deshalb benötigt die Pflanze zur Schädlingsabwehr auch deutlich weniger Koffein (siehe oben). Bancha ist besonders reich an folgenden Inhaltsstoffen:
- Ein Großteil der für den Körper wichtigen Mineralstoffe / Spurenelemente. Von den etwa 50 essentiellen und seltenen Spurenelementen kann man durch das Trinken von Tee mit 2 gut gehäuften Teelöffel Bancha pro Tag (etwa 0,2-0,5l, je nach Belieben) den Bedarf von etwa 30-40 Spurenelementen decken. Dieses ist nicht mit vielen Nahrungsmittel zu schaffen!
- Eisen: besonders hohen Anteil an sehr bioverfügbaren Eisen. Trinkt man Bancha etwa 2 x wöchentlich und verzehrt nach dem Aufguss die Teeblätter (siehe unten, vorzugsweise als Smoothie, bzw. mit Vitamin-C-haltigen Früchten vermixt), kann man seine Eisenzufuhr signifikant unterstützen (bei Bedarf auch häufiger, gilt vor allem bei erhöhtem Eisenbedarf, z.B. bei Krankheiten und in der Menstruation).
- Gerbstoffe: Zahlreiche wichtige sekundäre Pflanzenstoffe, die zahlreiche positive Wirkungen auf die Gesundheit haben, jedoch in geringerem Umfang als bei Sencha oder Gyokuro.
Zubereitung von Bancha
Aus gesundheitlicher Sicht empfehle ich die gleiche Zubereitung wie beim Sencha oder Gyokuro, d.h. 2 Minuten Ziehzeit und einer Temperatur von 55-60 Grad Celsius. Traditionell wird Bancha in Japan aber heißer aufgegossen, mit etwa 70 bis teilweise 80 Grad Celsius. Lesen Sie weitere Details im Beitrag Zubereitung von Grüner Tee.
Hojicha
Zur Herstellung von Hojicha werden meist einfache Bancha-Blätter verwendet (aber auch teilweise Senchas), die bei etwa 200 Grad Celsius geröstet und direkt anschließend abgekühlt werden. Hojicha erhält durch die Röstung eine bräunliche Farbe mit herbem Charakter. Er ist besonders „wärmend“, verträglich und hat eine besondere positive Wirkung bei Stress, Kraftlosigkeit und für die Verdauungsorgane, insbesondere für den Darm und die Darmflora.