Geschichte der japanischen Keramik

 

Geschichte der japanischen Keramik

Die Geschichte der Keramik Japans beginnt bereits 13.000 v.Chr. Brenn- und Glasurtechnik, der Ton sowie der Einfluss aus China und Korea waren bestimmend.

Entstehung der japanischen Jômon-Keramik (10.000 v.Chr.)

Die Geschichte der japanischen Töpfer-Keramik beginnt bereits etwa 13.000 v.Chr. noch zur Zeit der Jäger und Sammler und zählt damit zu einer der ersten Töpferkeramiken der Menschheitsgeschichte überhaupt (ggf. noch ältere Funde in China aus etwa 20.000 v.Chr.). Natürlicher Ton aus Sedimentsablagerungen wurde aus Tonwülsten von Hand geformt und im offenen Feuer bei 600-800°C gebrannt (Irdenware). Diese Jômon-Keramik (jômon doki) genannte Irdenware war über ganz Japan mit zahlreichen regionalen Stilen verbreitet und entwickelte sich in verschiedenen Phasen. Zunächst wurden nur einfache Gefäße zur Zubereitung und Aufbewahrung von Nahrung hergestellt. Später kamen Schnur- und Linienmuster (ab 7500 v.Chr) sowie Abdrücke von Gegenständen (z.B. Muscheln, Hölzer) und Abbildungen ab etwa 5000 v.Chr. hinzu, die ab ungefähr 2500 v.Chr. deutlich verfeinert wurden (vgl. 1, S. 13). Gegen Ende der Jômon-Periode (1000 bis 300 v.Chr.) wurde der Reduktionsbrand eingeführt, so dass die Keramik vorrangig schwarzbraun wurde.

Rötliche Yayoi-Keramik (300 v.Chr.)

Mit der Sesshaftwerdung der Menschen auf der südlichen Insel Kyushu und später auch auf Honshu durch die Einführung des Reisanbaus ab etwa 300 v.Chr. aus Asien, kam eine neue Form der unglasierten Keramik auf. Diese Yayoi-Irdenware (yayoi doki) entstand durch die Verwendung des an den Flussmündungen der Siedlungen vorhandenen feinen Tons, der eine rötliche Farbe ergab und der Verwendung der ersten einfachen Töpferscheiben (vgl. 1, S. 13). Sie verdrängte die Jômon-Keramik vielerorts und wurde zur sogenannten Haji-Keramik weiter entwickelt. Das Dekor und die Erscheinung der Waren wurde relativ schlicht gehalten.

Hochgebranntes Steinzeug (5. Jhdt. n.Chr.): Sue-Keramik

Mit der Bildung des ersten Staatswesens in der Kofun-Zeit (ca. 300-710 n.Chr.) und den durch den Yamato-Hof angeregten Austausch mit China und anderen asiatischen Ländern ergaben sich in dieser Zeit herausragende Fortschritte in Bildung, Kultur und Handwerk. Die wichtigsten Pfeiler waren die Übernahme der chinesischen Schriftzeichen im 5. Jhdt., des Buddhismus im 6. Jhdt. und die zentrale Verwaltung im 7. Jhdt., alles nach chinesischem Vorbild (vgl. 1, S. 14). Eine besondere Rolle spielte bei der Entwicklung der japanischen Keramik wiederholt der Einfluss koreanischer Handwerker. Koreanische Einwanderer führten ab etwa dem 5. Jhdt. das Verfahren zur Fertigung von hochgebranntem Steinzeug nach Japan ein. Daraus ergab sich ein graues, unglasiertes Steinzeug – die sogenannte Sueki-Keramik  – die bei etwa 1200°C durch Reduktionsbrand entstand. Zunächst fertigte man die einfachere Keramik durch Formen aus Tonwülsten und Holzpaddeln, doch wurde später die Verwendung  von Drehscheiben notwendig, um feinere Gefäße und Strukturen zu erzeugen. Diese immer noch recht einfache Steinware wurde hauptsächlich zur Aufbewahrung und Zubereitung von Nahrungsmitteln, aber auch für rituelle und Schreib-Zwecke, bis in das 12. Jhdt. und teilweise sogar bis in das 16. Jhdt. verwendet (vgl. 1, S. 14).

Glasierte Keramik (8. Jhdt. n.Chr.): Shiki-Keramik

Ab dem 8. Jahrhundert wurde aus China die Technik zum Glasieren von Keramik (Shiki) in der Nara-Region eingeführt. Zunächst wurden Bleiglasuren von niedriggebranntem Steinzeug mit meist drei (Grün, Weiß, Gelbbraun) oder zwei Farben (Grün, Weiß) hergestellt (vgl. 1, S. 14). Ab dem 9. bis zum 12. Jhdt. kamen aber meist nur noch grüne Farben nach chinesischem Vorbild zum Einsatz. Die chinesischen Seladone wurden besonders hoch geschätzt, konnten jedoch mangels ausreichender Importe nicht die große Nachfrage in Japan decken. Besonders wichtig und die höheren japanischen Qualitäten daher dominierend, waren die auf den berühmten Sanage-Öfen hergestellten hochgebrannten Steinzeuge mit graugrünen Holzasche-Feldspatglasuren (vgl. 1, S. 14).

Abkehr von der glasierten Keramik in der Kamakura-Zeit (Ende 12. Jhdt.)

Die sogenannte Kamakura-Zeit (1185 bis 1333 n.Chr.) brachte zwei wesentliche Einflüsse auf die Herstellung von Keramik mit sich. Es wurden zum einen gravierende Fortschritte in der Landwirtschaft mit einer zweimaligen Aussaat pro Jahr erzielt, die die Nachfrage nach unglasierten Aufbewahrungsgefäßen enorm ansteigen ließ. Zum anderen war die Kamakura-Zeit im Vergleich zur vorangehenden Heian-Zeit wesentlich weniger kulturell verfeinert, was die Nachfrage nach glasiertem verfeinertern Steinzeug reduzierte. Viele Öfen reagierten auf die veränderte Nachfrage und stellten auf die gröberen, unglasierten Keramiken um.

Sechs Alte Öfen Japans

Die wichtigsten Keramikzentren der Kamakura-Zeit bestanden aus den sechs Öfen Tokoname, Bizen, Echizen, Tanba, Shigaraki und Seto, die sich bis heute als besonders wichtige Zentren erhalten haben. Unter „Öfen“ sind dabei sowohl einzelne als auch Ansammlungen von bis zu Hunderten Brennstätten einer Region zu verstehen. Während Seto und Tanba seine Produktion von glasiertem Steinzeug beibehielten, stellten Tokoname und auch Echizen, Bizen und Shigaraki auf unglasierte Waren (mit natürlicher Ascheanflugglasur, Yakishime) um. Der Begriff „sechs alte Öfen“ (jap. 日本六古窯, Nihon Rokkoyō) wurde erst 1950 durch den Keramikforscher Koyama Fujio eingeführt (vgl. 1, S. 15). Diese besonderen Keramikregionen profitierten unter anderem von den besonderen Tonlagerstätten, die sich entlang der starken vulkanischen Aktivität gebildet hatten.

Im weiteren Beitrag Geschichte der japanischen Teekeramik finden sich Details zum Hintergrund und zur Entwicklung der Keramik Japans  speziell für Teeutensilien, im besonderen den Teekannen, -Tassen und Matchaschalen.

Quellen:

1 Crueger, Anneliese; Crueger, Wulf: Wege zur japanischen Keramik,  2. Auflage, Ernst Wasmuth Verlag, 2012