Besondere Charakteristika
Der Gyokuro gilt zusammen mit den besten Senchas und Matchas als die edelste Sorte japanischen grünen Tees. Durch die Beschattung der Teepflanzen 20-30 Tage vor der Ernte wird durch die Reduktion des Sonnenlichts starken Einfluss auf die Photosynthese und Umwandlung der Inhaltsstoffe genommen. Entsprechend weist der Gyokuro sehr viele Aminosäuren, insbesondere das L-Theanin, weniger Bitterstoffe, viel Koffein, viel Chlorophyll und ein einfaches Sulfit namens Dimethylsulfit auf. Durch den Umstand, dass es sich um die erste Ernte im Jahr handelt und dabei auch nur besonders junge und zarte Knospen und Blätter verwendet werden, besitzt Gyokuro besonders viele Mineralstoffe, die sich über den Winter akkumuliert haben.
Dadurch ergibt sich ein besonderer Geschmack im Teewasser, der sich durch eine große Milde, Sanftheit und Eleganz, eine hohe Süsse und viel Umami auszeichnet. In der Konsistenz ist der Aufguss besonders dick und cremig im Vergleich zu anderen Teesorten. Die besondere Zubereitung des Gyokuros versucht diese Eigenschaften hervorzuheben.
Zubereitung des Gyokuro und Gyokuro Karigane
Bei der Zubereitung von Gyokuro kann in drei verschiedene Methoden unterschieden werden:
- Traditionelle japanische Zubereitung (Betonung der Milde, Süsse, kräftiger Körper),
- „Moderne“ Zubereitung (höhere Temperatur),
- Pragmatische Zubereitung für den Alltag bzw. die aus Gesundheitssicht optimierten Zubereitung.
Diese unterschiedliche Ansätze werden unten einzeln näher erläutert. Bei der traditionellen Zubereitung von grünem Tee wird hauptsächlich über die zentralen Faktoren Dosiermenge, Ziehzeit, Temperatur und Wassermenge auf den jeweils typischen Charakter einer Grünteesorte eingegangen. Die Bandbreiten lauten für Gyokuro und Gyokuro Karigane (hochwertiger Stängeltee aus Gyokuro) im Überblick wie folgt:
- Wassertemperatur: Wegen des sanften und edlen Charakters des Gyokuros, bzw. der zarten Blätter, wird der Tee traditionell mit weniger Temperatur als ein Sencha zubereitet (50-60 °C je nach Qualität). Dies betont die Milde und Süsse des Tees. Manche Geniesser weichen davon ab und bevorzugen ein kräftigeres Aroma durch eine etwas höhere Temperatur bei kurzer Ziehzeit (siehe unten).
- Wassermenge: Besonders edle Gyokuros werden von Geniessern oft in kleinen Wassermengen pro Portion getrunken (z.B. nur 20-40 ml), aber eignen sich natürlich auch für normale Portionen, z.B. 150-300 ml pro Person. Die kleineren Mengen sind dem Umstand geschuldet, dass der Gyokuro a) geschmacklich von etwas mehr Teemenge pro Wassermenge profitiert und aber gleichzeitig b) viel Koffein enthält. Ein traditionell zubereiteter Gyokuro muss in größerer Menge erst einmal vertragen werden können.
- Dosierung: Gyokuro besitzt etwa ein Drittel mehr Volumen bzw. ein Drittel weniger Gewicht pro Teelöffel als Sencha. Dies gilt es durch mehr Teelöffel „auszugleichen“. Darüber hinaus tut es dem zarten Charakter des Tees gut, wenn er über etwas mehr Menge stärker zur Geltung gebracht wird. Traditionell werden hier sogar 4 gehäufte TL auf 100 ml empfohlen. Der Tee wird sehr gehaltvoll getrunken. In der moderneren Sichtweise empfehlen manche Experten nur 3 gehäufte TL auf 200 ml Wasser zu verwenden.
- Ziehzeit: Damit dem Tee bei der geringeren Wassertemperatur ausreichend Stoffe bzw. Aroma entzogen werden kann, wird traditionell eine längere Ziehzeit als beim Sencha vorgeschlagen (2-2,5 Minuten je nach Qualität). Verwendet man lieber höhere Temperaturen, ist entsprechend die Ziehdauer zu verkürzen.
- Aufgüsse: Sehr gute Gyokuros können dreimal aufgegossen werden. Der erste Aufguss ist in der traditionellen Zubereitung sehr kräftig und aromatisch, der zweite Aufguss sehr sanft.
Um der Besonderheit dieses Tee gerecht zu werden und seine Stärken zu betonen, wird Gyokuro und Gyokuro Karigane (Stängeltee aus Gyokuro) also etwas anders als die anderen Grünteesorten zubereitet. Es sei noch erwähnt, dass der edle Gyokuro empfindsamer auf die Zubereitung und Lagerung reagiert, als dies bei Tees mit größerem Anteil an Bitterstoffen der Fall ist. Es ist also ratsam, alle Empfehlungen der guten Teekultur hier noch genauer zu befolgen. Dies trifft insbesondere auf die Verwendung eines reinen stillen Wassers, der Erhitzung desselben in einer gusseisernen nicht emaillierten Kanne und einer besonderen Teekanne für den Aufguss und feinem Teegeschirr zu. Handgefertigte Kyusus aus natürlichem Ton werden den Geschmack eines Gyokuros in besonderer Weise veredeln. Hier harmoniert insbesondere der violette Banko-Ton in hervorragender Weise. Im folgenden werden die drei Ansätze näher erläutert.
Traditionell japanische Zubereitungsmethode
Bei diesem Ansatz wird mit einer größeren Teemenge, einer geringeren Wassertemperatur und einer längeren Ziehzeit als beim Sencha gearbeitet. Dadurch ergibt sich eine größere Milde, die Eleganz und Süsse tritt stärker hervor und ein kräftigerer Körper sowie eine dickere Konsistenz (fast wie eine Suppe) entsteht. Interessant zu wissen ist auch, dass die Blätter des Gyokuro mehr Volumen als ein Sencha-Tee aufweisen. In eine Standard-100g-Packung eines Sencha würden 100g Gyokuro gar nicht hineinpassen. Entsprechend besitzt ein Teelöffel Gyokuro etwa ein Drittel weniger Gewicht als beim Sencha. Im einzelnen wird für die Zubereitung traditionell folgendes empfohlen:
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„Moderne“ Zubereitung des Gyokuro
Mancha Teegeniesser bereiten den Gyokuro ähnlich wie ihren Sencha zu und empfinden dabei Gefallen an einem kräftigeren Geschmack und einer milderen Süsse. Diese Zubereitungsempfehlung ist eine geschmackliche Variante und lautet dann wie folgt:
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Pragmatische und gesundheitlich optimierte Zubereitung
Für die tägliche pragmatische Versorgung mit Gyokuro und zur gleichzeitigen einfachen Ausschöpfung des gesundheitlichen Wirkungspotentials, insbesondere im Hinblick auf eine tägliche Ergänzung der Sorten Sencha und auch Bancha und Karigane sowie Matcha, ergeben sich leicht andere Zubereitungsempfehlungen für den Gyokuro. Dabei wird wie in der traditionellen Zubereitung mit niedrigeren Temperaturen und längeren Ziehzeiten gearbeitet, aber etwas weniger Teemenge verwendet. Der Tee wird dadurch milder und zugleich harmonischer in der Wirkung. Es wird auch darauf geachtet, dass das Koffein im guten Verhältnis zum L-Theanin bleibt, so dass Ersteres verträglicher bleibt. Durch den Verzicht auf weitere Aufgüsse wird der Gyokuro wesentlich verträglicher. Im übrigen ist der Tee so auch geschmacklich immer noch sehr attraktiv, wenn auch etwas weniger stark, voll und kräftig. Dem Teegeniesser sei zur Optimierung des Geschmacks weiterhin hin und wieder eine starke traditionelle Zubereitung empfohlen. Die pragmatische / für die alltägliche Versorgung optimierte Zubereitung für Gyokuro lautet:
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Viele weitere wichtige Aspekte der richtigen Zubereitung sind im Beitrag Zubereitung von grünem Tee zusammengefasst.